Weihnachten in der Provence

Eine Zeit voller Traditionen

Wenn die Tage kürzer werden und der Winter langsam Einzug erhält, dann beginnt in der Provence die romantische Weihnachtszeit. Die Provenzalen lieben diese Zeit. In der gesamten Region herrscht eine angenehme Ruhe und die Wintersonne lässt die Landschaft in einem besonderen Licht erscheinen. Zeit für die Provenzalen zu entspannen, aber auch, um Traditionen und Bräuche rund um die Weihnachtszeit zu zelebrieren. Die Weihnachtstraditionen reichen von klassischen über romantische bis hin zu verrückten Bräuchen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Weihnachtszeit beginnt in der Provence am 4. Dezember, am Tag der heiligen Barbara und endet am 6. Januar mit den Drei Heiligen Königen. In dieser Zeit lebt die provenzalische Weihnachtskultur in jeder Stadt und jedem noch so kleinen Dörfchen auf.

Weihnachtsweizen am Tag der heiligen Barbara

Symbol für ein gutes oder schlechtes Jahr

Am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara werden nach der provenzalischen Tradition Weizenkörner auf getränkte Wattebäusche gesät und bis Weihnachten an einem warmen Ort aufbewahrt. Sie stehen symbolisch für ein gute oder schlechte Ernte im neuen Jahr. Am Weihnachtsabend wird die Saat genau unter die Lupe genommen und die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Ist der Weizen kräftig und hoch gewachsen, so fällt die Ernte im kommenden Jahr gut aus. Fällt das Wachstum der Saat klein aus und ist die Saat sogar schimmlig, so ist dies ein schlechtes Vorzeichen und es muss mit einer schlechten Ernte gerechnet werden. Die Provenzalen bauen auf diese Tradition, denn bisher haben sich die Prophezeiungen immer als richtig erwiesen...

Weihnachtsmarkt in der Provence

Romantisch, schön, traditionell

Mit großer Vorfreude wird auch in der Provence der Startschuss für die Eröffnung der Weihnachtsmärkte erwartet. Dabei lässt es sich jedes noch so kleine Dorf nicht nehmen, sich für die Weihnachtszeit festlich zu schmücken und Marktstände und Hütten für den Weihnachtsmarkt aufzustellen. Es macht Spaß über die Weihnachtsmärkte in der Provence zu bummeln, das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen oder seine Sammlung an Santons, die für die Provence so typischen Krippenfiguren (Santons de Provence) zu erweitern. An den Weihnachtsständen findet man immer wieder Accessoires und typische provenzialische Leckereien wie kandierte Früchte, weißer Nougat mit Lavendelhonig oder „Calissons“, eine süße Spezialität mit Mandeln und kandierten Melonen aus Aix-en-Provence. Überall duftet es verführerisch und kleine Schachteln mit köstlichsten Pralinen und süßem Gebäck wechseln rege die Besitzer. Weihnachten in der Provence ist wahrlich ein Fest für Genießer...

Santons de Provence

Typische Krippenfiguren der Provence

Bei den Santons de Provence handelt es sich um kleine Krippenfiguren aus bunt bemaltem Ton. Die Entstehungsgeschichte dieser provenzalischen Krippenfiguren reicht zurück bis zur französischen Revolution 1792. Als die Regierung nach der Revolution religiöse Veranstaltungen verbat und die Kirchen geschlossen blieben, konnten zur Weihnachtszeit die Gläubigen keine Krippen in den Kirchen aufstellen und besuchen. Ein Weihnachtsfest ohne Krippe war für die Bevölkerung unvorstellbar! So blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Stall von Bethlehem mit der heiligen Familie in Miniaturformat nachzubauen und ins eigene Haus zu holen. Eine kleine Handwerkszunft begann mit der Herstellung der Krippenfiguren. Nach und nach erhielten diese Einzug in den Häusern der Familien.

Bestand die Krippe anfangs nur aus Figuren der Weihnachtsgeschichte, wurde die Krippenszene in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer weiter ausgebaut und mit neuen Figuren ergänzt. Dabei diente das provenzalische Brauchtum als Vorbild, so dass viele der neuen Figuren traditionelle Berufe der Provenzalen darstellten – natürlich in typisch provenzalischer Kleidung. Die Santons sind entweder bunt bemalt oder tragen sogar Stoffkleider. Nach und nach wurden immer mehr Santons hergestellt, die meist keinen direkten Bezug zur Weihnachtsgeschichte hatten. So findet man unter den Figuren z. B. auch einen Arzt, einen Briefträger, eine Marktfrau, spielende Kinder etc. - einfach alle Figuren des Alltags. Auch heute noch werden die provenzalischen Krippenfiguren in unterschiedlichen Größen hergestellt und verkauft. Sie stellen eine schöne Tradition der Provence dar.

Traditionen am Heiligabend

Ein Fest mit Familie und Bräuchen

Wenn die Abendstunden des Heiligen Abends näher rücken, beginnen auch in der Provence die weihnachtlichen Feierlichkeiten. „So ist es doch auch bei uns“ mag man denken. Das ist sicherlich richtig, aber wir sind in der Provence! Und da prägen andere Bräuche und Sitten das Weihnachtsfest.

So versammelt sich am Abend des 24.12. die ganze Familie. Das jüngste Kind und der Älteste der Familie entzünden gemeinsam im Kamin einen Holzscheit („cacho fio“), der zuvor dreimal mit Wein besprengt und um den Tisch getragen wurde. Damit wird das Kommen des Christkindes angekündigt.

Im Anschluss an diese Zeremonie folgt das Festessen („Gros Souper“). Dieses besteht aus sieben fleischlosen Gängen, die mit Gemüse aus der Provence, regionalen Spezialitäten und Käse gereicht werden. Dies kann von Region zu Region variieren. Auf das Menü folgen 13 Desserts, die Jesus und seine Apostel symbolisieren. Zu den 13 Desserts zählen: Trockenfrüchte (Feigen, Rosinen, Datteln), kandierte Früchte, Mandeln, Nüsse, frisches Obst (Weinrtrauben, Orangen, Mandarinen), weißer und schwarzer Nougat, Gebäck (Oreillettes), Calissons, Geleefrüchte, Hefekuchen (Fougasse). Zum Teil werden die 13 Desserts auch erst nach der Mitternachtsmesse gereicht.

Die Tischdekoration besteht u. a. aus drei weißen Tischtüchern, drei Kerzenhaltern, die die Dreifaltigkeit und Hoffnung symbolisieren und den Schälchen mit den Weizenkörnern der heiligen Barbara.

Wie wir wissen, lieben es die Franzosen, Zeit im Kreise ihrer Familien und Freunde zu verbringen. Das Essen spielt dabei eine besondere Rolle. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Provenzalen sich in den Feiertagen mit Delikatessen jeglicher Art verwöhnen.

Nach dem Essen findet sich die Familie in der Kirche zur Mitternachtsmesse ein, um die Geburt Christi zu feiern. Rund um die provenzalische Weihnacht zählt die Mitternachtsmesse mit zu den bekanntesten Brauchtümern. Provenzalische Gesänge begleiten die Messe, die teilweise in provenzalisch gehalten wird. In vielen Gemeinden nimmt auch ein neugeborenes Lamm an der Messe teil, welches bei der Hirtenzeremonie, der so genannten „Pastrage“ von einem Schäfer/Hirten zum Altar getragen und dort gesegnet wird. Diese traditionelle Prozession der Hirten wird von Musik und provenzalischen Gesängen begleitet.

Die Heilgen Drei Könige - Ende der Weihnachtszeit

Am 6.01. endet mit den Heiligen Drei Königen und dem berühmten „Galette des Rois“ die Weihnachtszeit. In dem Blätterteigkuchen ist eine Bohne oder kleine Figur eingebacken. Wer diese findet, ist der König des Tages.

Weihnachten in der Provence – eine Zeit voller Traditionen!